Eine der schönsten Arten eine Stadt zu entdecken ist, sie zu erlaufen. Damit ist aber nicht das „normale“ Spaziergehen, Schlendern und Bummeln gemeint, sondern richtiges Laufen. Gerade dann, wenn man nicht zum Vergnügen in einer Stadt ist, sondern der Aufenthalt mit Arbeit oder anderen Verpflichtungen verbunden ist, mag man am Abend einfach nicht mehr stundenlang Museen abklappern oder die Shopping-Meilen entlanggehen: aber ein halbe oder eine Stunde joggen ist oft perfekt, um den Kopf abzuschalten und den Abend einzuläuten. Viele schwören auch auf das frühmorgendliche Laufen – ich persönlich bin da eher ein Abendmensch.
Wir waren im Mai/Juni insgesamt drei Wochen in Wien und ich habe in der Bundeshauptstadt auch einiges an Arbeit gemacht. Am Abend nutzte ich dann die Chance, um mir einige wunderbare Laufstrecken anzuschauen: manchmal mit, manchmal ohne Margret. Ausgangspunkt war manchmal die gemietete Wohnung im Stadtteil Hernals, zwei Mal nutzte ich aber auch die U-Bahn bzw. Straßenbahn, um mir weiter entfernt gelegene Strecken zu geben.
Laufen im Türkenschanzpark
Der Wiener Türkenschanz-Park liegt auf einem Hügel im 18. Wiener Bezirk (Währung). Der Name kommt aus der Zeit der zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683. Damals befand sich am Standort angeblich eine türkische Schanzanlage. Es gibt sogar Vermutungen, dass auch schon während der ersten Türkenbelagerung 1529 hier eine türkische Stellung war. Heute ist der Park wunderschön angelegt – er ist ein beliebtes Ziel für Erholungsuchende. Bei Läufern punktet vor allem die Umrundung (etwa 1,26 Kilometer je Runde): dabei geht es ständig auf und ab. Wir sind von Hernals hingelaufen und waren vorab auch noch im „wilderen“ Sternwartepark: dabei fällt einem auf, wie hügelig einige Teile Wiens sind, denn hier macht man doch einige Höhenmeter.
Auf der Alszeile stadtauswärts
Wer der Stadt den Rücken kehren möchte, der findet auf der Alserzeile eine schöne Strecke, die immer weiter hinein ins Grüne und schließlich sogar aus der Stadt hinausführt. Immer leicht ansteigend läuft man Stadtauswärts – unter anderem am Hernalser und Döblinger Friedhof vorbei. In Neuwald-Egg erreicht man dann die Hügel des Wienerwalds und hat mehrere Möglichkeiten. Ich entschied mich für die Schwarzenberg-Allee die an der Marswiese vorbei hinaus in den Wald führt. Leider sind die Fotos nichts geworden – es dämmerte bereits und der Puls war hoch 😉
Die Strecke ist besonders reizvoll, weil man vom Städtischen immer mehr ins Ländliche kommt. Blick auf einen Wiener Weinberg, ein romantisches Dörfchen innerhalb der Stadt und einen riesigen, eher wilden Park, inklusive.
Auf der Insel
Ein Klassiker unter den Wiener Laufstrecken ist die 21,1 Kilometer lange Donauinsel. Wer die komplette Insel auf- und ablaufen würde, hätte einen ganzen Marathon in den Beinen: wer das komplette Wegenetz erforscht, wohl noch einiges mehr. Die Donauinsel ist jedenfalls ideal für einen wunderschönen Lauf. Auf angenehmen Strecken, ohne starke Steigungen oder Gefälle weht meist eine feine Brise und zum Sehen gibt es auch einiges. So finden sich auf beiden Seiten der Donau die ersten Wolkenkratzer Wiens, aber auch historische Gebäude wie die Franz von Assisi-Kirche in Wien Josefstadt. Früher prägte auch die Uno-City die Skyline: heute ist der Sitz der Vereinten Nationen so von anderen Gebäuden umgeben, dass man sie kaum mehr erkennt. Läuferisch und landschaftlich ist die Donauinsel sehr zu empfehlen – hier gibt es auch genügend Einkehrmöglichkeiten für durstige Kehlen!
Interessant sind die chinesischen Netze, die man an einigen Abschnitten entdecken kann: das hat uns sehr an unseren Aufenthalt in Südindien erinnert!
Die Praterhauptallee
Der Wiener Prater ist weltberühmt. Die meisten Menschen meinen aber den „Wurstelprater“, also den großen Vergnügungspark, wenn sie vom Prater reden. Aber der Prater ist sehr viel mehr. Es handelt sich um eine 6 Quadratkilometer große Grünfläche, die von Aulandschaften und künstlichen Parkanlagen gebildet wird. Eine der beliebtesten Wiener Laufstrecken befindet sich auf der Prater Hauptallee – diese verläuft vom Riesenrad bis zur Rotunde, wo man umkehren kann. Ausgehend von der Allee, auf der sich immer sehr viele Läufer tummeln, gibt es aber noch jede Menge weiterer Möglichkeiten und man könnte manchmal vergessen, dass man sich in einer Grünanlage in einer Millionenstadt befindet, die noch dazu von einer sechs-spurigen Autobahn durchschnitten wird. Ich wählte den Start beim Ernst-Happel-Stadion, wo das aktuell sehr erfolgreiche Österreichische Fussballnationalteam normalerweise die Heimspiele spielt, Richtung Rodunde zu laufen. Dort angekommen ging es noch weiter in den Prater hinein, ehe ich umdrehte und lange parallel zur Hauptallee auf einem kleinen Waldweg lief. Dann wieder zurück zur Hauptallee und Richtung Parterstern und Riesenrad. Mit der Zeit tauchen die ersten Bahnen der Fahranbieter des Wurstelpraters auf und das Kreischen und Jauchzen der Vergnügungssuchenden wird immer besser hörbar. Am Ende, wenn man beim Riesenrad angekommen ist, ist man wieder mitten im Trubel der Stadt. Tolle Runde – und es gäbe noch so viele Möglichkeiten!