Viele der Pilger, die wir bereits im Tempel in Madurai getroffen hatten, besuchten auch noch einen zweiten Ort in Tamil Nadu – Kanyakumari. Diese Stadt liegt am südlichsten Punkt des indischen Subkontinents – dort wo das Arabische Meer und der Golf von Bengalen mit dem Indischen Ozean zusammentreffen.
Kanyakumari ist aus vielerlei Gründen bedeutend – Hindu-Pilger, die den Großteil der Besucher ausmachen, kommen wegen dem Tempel der Göttin Kumari Amman und nehmen dabei auch ein rituelles Bad im Meer: der Tempel ist für Nicht-Hindus gesperrt. Auch Christen haben hier einen Wallfahrtsort – denn die Kirche „Our Lady of Ransom“ ist unter indischen Christen sehr bekannt. In Kanyakumari soll bereits der Apostel Thomas tätig gewesen sein und bereits kurz nach Christi Tod missioniert haben.
Dem Kap vorgelagert sind zwei Inseln: auf der einen befindet sich eine Gedänkstätte für einen Hindu-Philosophen (Vivekananda) und auf der anderen eine 40 Meter hohe Statue, die an den tamilischen Dichter Tiruvalluvar erinnert, der das Tirrukural verfasste, eines der wichtigsten tamilischen Literaturwerke.
Die meisten Touristen aus dem Westen kommen aber, um sich einen Tempel im orissanischen Stil anzusehen: hier wurde Mahatma Ghandis Asche aufgebahrt, ehe sie am Schnittpunkt der Meere den Fluten übergeben wurde.
Kanyakumari wurde am 26. Dezember 2004 vom großen Tsunami im Indischen Ozean schwer getroffen und auch hier gab es leider sehr viele Opfer. In der Ruhestätte Ghandis zeigen einem die Guides gerne, wie hoch das Wasser eindrang – eine erschütternde Erinnerung an die gewaltige Kraft, die der Tsunami damals hatte. Ansonsten war im Ort selber aber nur mehr wenig von der Zerstörung zu sehen, die diese Mega-Katastrophe anrichtete.
Es gab einige Dinge, die uns an Kanyakumari nicht gefallen haben: so war der Guide in der Ruhestätte Ghandis sehr aufdringlich, unfreundlich und insgesamt der am wenigsten liebenswerte Mensch, denn wir auf der Reise getroffen haben. Außerdem war in Kanyakumari auch der einzige Tag, an dem es mich etwas erwischte und ich lag einen Tag im Bett, während, wegen eines (christlichen) Festes rund um die Uhr Trommeln eine wilde Sound-Kulisse bildeten.
Trotzdem war der Ort auch magisch – das Setting erinnert an einen James Bond Film und kein Ort kam mir insgesamt „exotischer“ vor. Die beleuchteten Inseln, das unentwegte Trommeln und die vielen Pilger führten zu einem ganz besonderen Erlebnis, an das ich heute eigentlich viel lieber denke, als damals, als wir direkt vor Ort waren.