Europa/Italien/Südtirol

Zu Besuch bei Reinhold Messner

Am 17. September wird der wohl bekannteste Alpinist, Reinhold Messner, 70 Jahre alt. Der Südtiroler Extrembergsteiger hat als erster Mensch alle 14 Achttausender bestiegen – und das sogar ohne jegliche Zuhilfenahme von Sauerstoff. Aber auch dank seiner Eloquenz und seiner starken medialen Präsenz und seinem Aktivismus zum Erhalt der unberührten Berge, ist er weltberühmt. Eigentlich eine Ironie des Schicksals – genau Messner hat mit seinen Büchern bei vielen Menschen den Wunsch nach den Bergen geweckt, die er jetzt vom Tourismus retten will

Reinhold Messner bewohnt, wenn er nicht gerade unterwegs ist, eine mittelalterliche Burg – Schloss Juval. Diese Burg liegt am Eingang des Schnalstals, eines schmalen Seitentals des Südtiroler Vinschgaus. 2010 verbrachten wir mit meiner Familie ein paar Tage im Vinschgau und so ergab es sich auch, dass wir die Wohnburg des Alpinisten besuchten – zufälligerweise befindet sich dort nämlich auch ein Museum und so muss man nicht auf eine Einladung von Messner warten, sondern kann ganz ungeniert und für ein paar Euro Eintritt anschauen, wo der Messner so wohnt.

Schon der Weg zu Schloss Juval lohnt sich dabei – man kann nämlich von einer der Ortschaften im Vinschgau über einen der vielen Waalwege zur Burg aufsteigen. Die Waalwege sind ausgeklügelte Wasserleitungen, die den vifen Südtiroler Bauern ermöglichen die Weinberge gezielt zu bewässern. Der Vinschgau ist nämlich nicht nur für seine Äpfel, sondern auch für guten Wein bekannt.

Am Ende der Wanderung erreicht man dann die beeindruckend gelegene Burganlage auf etwa 1000 Meter über dem Meer. Am Weg und auch von der Burg aus sind viele Bergbauernhöfe und deren steile Wiesen zu sehen – hier muss auch im 21. Jahrhundert viel mit der Hand gearbeitet werden. Zur Burg gehören übrigens auch zwei Bauernhöfe, die in unmittelbarer Nähe zur Burganlage liegen.

Die Geschichte der Burg reicht bis weit ins 13. Jahrhundert zurück. Aber der Zahn der Zeit nagte kräftig an den stolzen Mauern und so war sie 1913 nur mehr eine Ruine, als sich ein britischer Journalist namens Rowland für das Gemäuer interessierte und die Burg dann, nach dem ersten Weltkrieg, erwarb. Er ließ das Gebäude vorbildlich sanieren und betrieb von dort aus viel Landwirtschaft. Im 2. Weltkrieg verließ er das Land (er hatte Probleme mit der italienischen Obrigkeit) und die letzten beiden dunklen Kriegsjahre betrieb die SS auf der Burg ein Arbeitslager.

Rowland starb kurz nach dem Krieg und die Burg verfiel wieder zusehends. Sie wechselte den Besitzer, aber keiner kümmerte sich wirklich um den Erhalt der Burg. Erst als Reinhold Messner die Burg 1983 erwarb ging es wieder aufwärts. Er hat die Burg wieder generalsaniert. Sie dient heute als Wohnhaus der Familie Messner, aber auch als eines seiner Messner Mountain Museums – hier werden seine Tibetika ausgestellt. Außerdem hat man im Hof überdachte Möglichkeiten geschaffen, um Konzerte und Veranstaltungen abzuhalten.

Einen Schwerpunkt des Besuchs in Juval bilden die Mitbringsel Messners aus Tibet – Buddha-Statuen und andere Statuen aus der Mythologie sind ebenso zu sehen wie Gebetesfahnen oder eine riesige Gebetsmühle. Außerdem wird die Rolle der großen heiligen Berge, wie etwa dem Kailash beleuchtet. Man kann sich aber auch die Ausrüstung von Messner ansehen – dabei erkennt man, wie viel Zeit seit seinen großen Besteigungen schon wieder vergangen ist. Insgesamt lohnt sich ein Besuch auch wenn, wie wir leider feststellen mussten, der Hausherr gerade mal nicht da ist – so mussten wir unseren Kaffee dann halt statt bei den Messners wieder  unten im Tal einnehmen!

 

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