Auf dem Rückweg von Welschnofen nach Vorarlberg machten wir einen Abstecher in die Bozner Altstadt. Eines der ersten Dinge, das uns dabei ins Auge sprang, war das Denkmal von Walther von der Vogelweide. Dieses bildet einen interessanten Einstieg in die Geschichte Bozens und Südtirols. Denn das Denkmal wurde 1889 auf Betreiben des nationalliberalen Bozner Bürgertums errichtet, das damit der Legende, dass Walther von der Vogelweide aus dem Südtirol stammt, einen sichtbaren Hinweis setzen wollten. Die Herkunft des bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikers des Mittelalters gilt allerdings nach wie vor als umstritten.
Das Errichten eines Denkmals für einen deutschsprachigen Dichter in Bozen, das italienische Nationalisten bereits im 19. Jahrhundert beanspruchten, führte zur Errichtung eines Denkmals für Dante Alighieri in Trient 1896 – der Konflikt um Südtirol reicht also bereits weit vor den ersten Weltkrieg zurück.
Das Denkmal wurde von den italienischen Faschisten 1935 an eine weniger prominente Stelle versetzt und steht erst seit 1981 wieder am zentralen Walther-Platz, in unmittelbarer Nähe des Bozner Doms und am Eingang in die Altstadt.
Weniger umstritten, aber historisch ebenfalls interessant, ist der Neptunbrunnen am Obstmarkt – denn dieser Brunnen wurde am ehemaligen Pranger errichtet: hier wurden früher Verurteilte dem Spott des vorbeiziehenden Volkes ausgesetzt.
Wenn man nun das Stadtzentrum Richtung Talferbach (also nicht in die beliebten Lauben hinein), vorbei am archäologischen Museum verlässt, stösst man erst auf einen wunderbaren Park der zwischen Stadtzentrum und Talferbach liegt und dann, nach überschreiten der Talferbrücke, auf das wahrscheinlich umstrittenste Bauwerk Südtirols: das Siegesdenkmal am Siegesplatz.
Hier stand bis 1926 das (nie fertiggestellte) Kaiserjäger-Denkmal. 1926 wurde auf Initiative von Benito Mussolini, das Denkmal in Form eines Triumphbogens errichtet. Die Inschrift am Denkmal wurde lateinisch angebracht und lautet auf Deutsch übersetzt: „Hier an den Grenzen des Vaterlandes setze die Zeichen. Von hier aus bildeten wir die Übrigen durch Sprache, Gesetze und Künste.“
Damit gilt es als ein klares Denkmal für das faschistische Selbstverständnis des Duce-Italiens und auch die angebrachten faschistischen Symbole (das Rutenbündel) gelten für viele deutschstämmige Südtiroler bis heute als Provokation. In den Zeiten der Südtirol-Kämpfer war das Denkmal eines der Ziele der „Bumser“ und selbst heute wird das Denkmal noch streng überwacht.
Eine kleine Inschrift der Stadt Bozen erinnert inzwischen daran, dass Südtirol nach dem ersten Weltkrieg von seinem nördlichen Teil Tirol abgespalten wurde und das dieses Denkmal damit an die Abspaltung vom Vaterland Österreich erinnert.
Mit einem kleinen Spaziergang kann man also zwei Denkmäler sehen, die Bozen auch historisch gut erklären: das man am Weg an vielen schönen Geschäften und feinen Restaurants und Cafés vorbei kommt, macht den Spaziergang übrigens noch lohnender.