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Drei Städte mit viel Geschichte

Der Winter entwickelt sich dieses Jahr etwas suboptimal und mit den warmen Föhnwinden kommt auch die erste Sehnsucht nach dem Sommer. Im vergangenen Jahr verbrachten wir einige Tage in Friaul und besuchten viele verschiedenen Städte. Heute möchten wir von drei Städten erzählen, die viele Geschichten erzählen und dennoch bei so manchem vielleicht weniger bekannt sind – zu Unrecht, wie wir meinen.

Gemona – von der Natur gebeutelt

Am Anfang kommen drei Bilder aus Gemona – die Stadt ist sehr interessant und ein wirklich wunderbarer Ort. Was beeindruckend und auch bedrückend ist, sind die Bilder von den Schäden nach dem schweren Erdbeben von 1976, die an praktisch allen markanten Punkten der Stadt zu sehen sind. Denn auf diesen Hinweis-Schildern werden mit Fotos die schweren Schäden gezeigt, die die Stadt damals erlitten hat. 30.000 Menschen in der Region wurden damals über Nacht obdachlos. Im Kontrast zu diesen Bildern steht die Stadt selber, denn diese ist äußerst schmuck und wieder komplett errichtet. Einzig an der Burg oberhalb der Stadt lassen sich noch Schäden erkennen, wobei diese durch einen Sichtschutz teilweise verdeckt sind und Restauratoren an der Arbeit sind – aber welche Burg kommt schließlich ohne Restauratoren aus?

Im Reich der Langobarden

Wir fahren weiter in die Collio. In deren Zentrum liegt, geographisch wie geschichtlich, Cividale del Friuli. Die Stadt blickt auf eine stolze Geschichte zurück und wurde von Julius Caesar als Forum Julii gegründet. Später bildete sie die Hauptstadt des Langobardenreichs – in weiterer Folge regierten unter anderem die Patriarchen von Aquilea, die Venezier und die Habsburger, ehe die Stadt 1866 Teil Italiens wurde. Cividale ist ein absolutes „Must See“ für alle Mittelalterfans, denn in kaum einer Stadt findet man mehr mittelalterliche Gässchen, Türmchen und Mauern, als in diesem Juwel. Die Lage in den Colli Orientale del Friuli bedeutet, dass Feinschmecker hier ebenfalls voll auf ihre Kosten kommen, denn hier gibt es exzellente Produkte aus den umliegenden Landwirtschaften und Weinbergen.

Görz – eine Stadt als Bild für das 20. Jahrhundert

Fährt man nun weiter Richtung Slowenien, kommt man auf eine Stadt, die sehr konzentriert die Geschichte des 20. Jahrhunderts erzählt: die Stadt wurde stark von Österreich und den Habsburgern geprägt und bildete einst das Zentrum der Region. Der erste Weltkrieg beendete nicht nur die Herrschaft der Habsburger, sondern drängte auch Görz aus dem Zentrum in die Peripherie. Während des Kriegs lag Görz unmittelbar an der Isonzo-Front und an manchen alten Abschnitten der Front in den Hügeln um die Isonzo kann man von Schützengräben aus Görz im Tal liegend erkennen.

Nach dem Krieg lag Görz an der Grenze zum neugebildeten Königreich Jugoslawien und der Konflikt Italiens mit diesem Staat prägte die Stadt. Der Einschnitt nach dem zweiten Weltkrieg war aber noch einschneidender – denn ein Teil der Stadt fiel an Jugoslawien (Nova Goricia). Fortan verlief der Eiserne Vorhang mitten durch die Stadt, die ebenso wie Berlin, zerrissen wurde. Natürlich waren die Beziehungen zwischen Italien und Jugoslawien freundschaftlicher als die Beziehung zwischen den beiden deutschen Staaten, aber dennoch blieb die Stadt bis 1991 durch einen Grenzzaun getrennt. Seit 2004 ist Slowenien Teil von Schengen und die Grenze zwischen den beiden Städten ist zu einer virtuellen geworden. Wer sich einen Überblick über Görz machen will, sollte den Hügel mit der Festung erklimmen – von dort hat man die Stadt ebenso im Blick wie die umliegenden Hügellandschaften in denen drei Jahre lang immer wieder erbittert gekämpft wurde.

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